Demenz kindergerecht erklärt
Die Krankheit in den Blickpunkt der Kinder rücken, Verständnis für Menschen mit Demenz wecken, und die Erkenntnis, dass auch Kinder wertvolle Unterstützung für die Kranken leisten können, steht dabei im Vordergrund. Nach dem erfolgreichen Start im Schuljahr 2015/2016 konnte das Projekt durch die Unterstützung der Stiftung für Bürger im Landkreis Neunkirchen weitergeführt und ausgebaut wird.
Demenz kommt aus dem Lateinischen:
de mens = „weg vom Geist“
Dies bedeutet für Demenzpatienten, dass sie nach und nach geistige Fähigkeiten verlieren. Dies betrifft das Gedächtnis, die Sprache, räumliche und zeitliche Orientierung, das Denken und die Urteilskraft.
Die häufigsten Ursachen bei Demenz sind
- Morbus Alzheimer mit rund zwei Dritteln. Bei diesem Krankheitsbild gehen Nervenzellen in bestimmten Bereichen des Gehirns langsam zugrunde
- An zweiter Stelle steht die vaskuläre Demenz. Durchblutungsstörungen des Gehirns und wiederholte Hirninfarkte führen hier zu Gewebeuntergängen
Alterungsprozesse spielen beim Ausbruch einer Demenz offenbar eine wichtige, aber nicht allein entscheidende Rolle.
„Weg vom Geist“ bedeutet allerdings nicht weg von den Gefühlen, im Gegenteil:
Je mehr Geist verloren geht, desto stärker wird die Umwelt über Gefühle wahrgenommen.
Zielgruppe:
Demenz ist eine Krankheit, die das Familienleben verändert.
Mit zunehmenden demografischen Wandel erleben auch immer mehr (Ur-)Enkelkinder die Krankheit der (Ur-)Großmutter oder des (Ur-)Großvaters mit, oder auch im Umfeld (z.B. Nachbarschaft) können Kinder mit dieser Krankheit konfrontiert werden.
Eine Krankheit, die man nicht sehen kann, die aber das Verhältnis eines geliebten Menschen entscheidend verändert und deshalb viele Fragen bei den Kindern aufwirft.
Hinzu kommt, dass die Eltern oft nicht mehr so viel Zeit haben, weil sie sich um den erkrankten Familienangehörigen kümmern müssen. Die zeitliche, psychische und emotionale Belastung nimmt mit Fortschreiten der Krankheit für alle Beteiligten zu.
Ohne Unterstützung können Kinder das, was Menschen passiert, die an Demenz leiden, schlecht einordnen. Deshalb ist es wichtig sich Zeit für ihre Fragen zu nehmen.
Kinder sind aufmerksame Beobachter, denen das befremdliche Verhalten von Menschen mit Demenz, sei es in der Familie oder auch bei Fremden, nicht verborgen bleibt.
Die Antwort, dass diese Menschen krank sind, reicht dabei nicht aus, weil Kinder den Begriff Krankheit im Rahmen Ihrer eigenen Erfahrungen einordnen würden.
Krankheit bedeutet in der Regel aus Kindersicht:
Man fühlt sich schlecht, muss im Bett bleiben, hat Fieber, muss zum Arzt, schluckt Medikamente, Mama und Papa umsorgen und kümmern sich um den Patienten und nach einiger Zeit ist das Kind wieder völlig gesund.
Den Kindern soll nun auf kindergerechte Art erklärt werden, dass ihr Krankheitsbegriff im Falle der Demenz so nicht zutrifft ohne sie dabei zu verängstigen.
Durchführungen:
Außer Lehrern und Lehrerinnen können auch entsprechend geschulten externen Personen die ausgearbeiteten Unterrichtsstunden, z.B. im Rahmen des Sachunterrichtes an zwei aufeinander folgenden Tagen halten. So bleibt für die Kinder genügend Zeit, sich mit dem Gehörten auseinander zu setzen und auch zu Hause mit den Eltern darüber zu sprechen. Auftretende Fragen können so in der Folgestunde gemeinsam in der Klasse beantwortet werden.
Als externe Personen kommen Menschen in Frage, die beruflich oder auch im privaten Erfahrungen im Umgang mit Demenzkranken haben und gerne mit Kindern arbeiten. Das können Fachkräfte aus dem medizinisch-pflegerischen Bereich, Sozialpädagogen, aber auch engagierte Eltern sein.
Vorteil der Externen ist, dass durch sie die Neugierde der Kinder geweckt und die Motivation, sich mit dem Thema Demenz zu befassen und daran zu arbeiten, noch zusätzlich gesteigert wird.
Zum ersten Mal konnte eine Multiplikatorenschulung durchgeführt werden, um weitere Personen im Landkreis Neunkirchen zu qualifizieren, diesen Unterricht zu halten. Die Schulung fand am 22. Februar statt, umfasste einen Zeitraum von 4 Stunden und beinhaltete:
- Einführung in das Krankheitsbild
- Inhaltliche und methodische Gestaltung des Unterrichts
- Evaluation des Projektes „Demenz kindergerecht erklärt“
- Ablauforganisation des Projektes und Vermittlung an die Schulklassen
Die Unterrichtstunde für die Grundschüler/innen thematisieren:
Abläufe im Gehirn, die Auswirkungen auf die Kranken selbst, aber auch auf dessen Umfeld haben.
Wie ist die Situation in der Familie und was bedeutet das zum Beispiel für die Enkelkinder, wenn Oma oder Opa dement sind?
Dabei sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Kinder mit den Kranken umgehen können:
- Wie kann der Kontakt mit der Oma/dem Opa, die manchmal in einer anderen Welt zu leben scheinen möglichst lange aufrecht erhalten bleiben?
- Was tun, wenn Worte als Kommunikationsmittel versagen?
- Wie können auch Kinder helfen?
- Umgang mit Veränderungen (anders sein)
Ziele:
- Basiswissen über Demenz vermitteln, mögliche Ängste der Kinder abbauen
- Die Krankheit altersgerecht erklären, ohne die Kinder dabei zu überfordern, sie aber auch zur Mithilfe im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu animieren
- Die Verhaltensweisen der Kranken besser einordnen können, um so letztendlich mehr Verständnis für diese Krankheit zu entwickeln
Im Schuljahr 2016/2017 wurde der Unterricht an 6 Klassen durchgeführt, davon wurden zwei Klassen noch über das Bundesprogramm Anlaufstellen für Ältere, das Anfang Februar endete, finanziert. Die Beiträge für die vier weiteren Klassen wurden aus dem bewilligten Zuschuss finanziert.
Die beteiligten Schulen waren:
- Grundschule Landsweiler-Reden
- Grundschule Wellesweiler
- Grundschule Furpach
Aufgrund der Tatsache, dass das Schuljahr relativ kurz war und der Unterricht auch in den zeitlichen Ablauf integriert werden muss, konnten wir darüber hinaus zwar Interesse wecken, aber keine konkreten Termine mehr vereinbaren. Es wurde mit den entsprechenden Schulen vereinbart, Anfang des Schuljahres 2017/2018 gleich zu Beginn (Aug.) weitere Termine festzulegen.
Um die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken und die Informationen zu dem Projekt möglichst breit zu streuen, wurde ein Faltblatt erarbeitet.